Freitag, 14. Oktober 2011

Tag der Steine in der Stadt – am Samstag, dem 15.10.2011

Ein neuer Rundgang für Einwohner - und Freunde - von Coswig


Für Samstag, den 15.10.2011 lädt Rondo Bildung und Kultur in Coswig zu einem neuen Stadtrundgang ein.

Unter der sachkundigen Führung des Mineralogen und Geologen Prof. Dr. habil. Siegfried Grunert und in Begleitung des Gästeführers Reinhard Heinrich (zur Ortsgeschichte) wollen wir in diesem Jahr erneut Verständnis für und Freude an Naturwerksteinen in unserer städtischen Umgebung wecken und natürlich auch auf die Besonderheiten des jeweiligen heimischen (oder ortsfremden) Materials aufmerksam machen.

In diesem Jahr fällt der Tag zusammen mit dem Coswiger Laubhaufenfest und das ist kein Nachteil, da die Steine in den Gebäuden aus eventuellen Laubhaufen immer noch deutlich heraus ragen. Wir freuen uns, mit diesem wissenschaftlich-unterhaltsamen Rundgang das Laubhaufenfest bereichern zu können.

Treffpunkt ist wie im Vorjahr der Natursteingarten an der Straßenbahnhaltestelle „Coswig Börse/Zentrum“ um 10:00 Uhr. (Achtung: Im Vorjahr war es 11 Uhr!)

Der Rundgang soll wieder “eine gute Stunde“ dauern.

Für die Vorbereitung und Durchführung bitten wir wieder um einen kleinen Unkostenbeitrag von 2€ (ermäßigt 1,50€).

Seit 2008 wurde der „Tag der Steine“ in Deutschland bisher dreimal in über 30 Orten mit über 70 Veranstaltungen begangen (Berichte u. a in Naturstein, Heft 12.08, S. 18 - 21 und Heft 12.09 S. 32 - 36).



Für Anfragen, Wünsche und Anregungen steht unter http://rondobildung.blogspot.com/ ein Kontaktformular zur Verfügung.

Montag, 25. April 2011

“Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein …”

Horst Schulze mit Goethes Faust (und etlichen anderen Rollen) in der Villa Teresa
von Reinhard Heinrich

H. Schulze am Kamin, Foto: Börse
Oben angedeutete Worte spricht Faust, nachdem das Volk ihm beim Osterspaziergang zugejubelt und für Heilung einer Epidemie gedankt hat. Mit Selbstzweifel und Selbstkritik bedauert er sein begrenztes Wissen und erklärt den Wunsch nach mehr Erkenntnis.

Wenigstens drei Arten Textstellen kann man in Goethes Faust I. ausmachen, wenn man sich eine Rezitation vorstellt. Das sind erstens die bekannten und beliebten, wie Osterspaziergang und Studierzimmer, zweitens die unbekannten, aber beliebten - man zitiert sie gerne, weiß aber gar nicht mehr, dass sie aus dem Faust sind - und drittens die interessanten doch weithin unbekannten, wie die Gespräche rund um Frau Marthe beim Umgarnen des Gretchens durch Faust und Mephisto - und gerade auch die sind ein köstlicher Genuss in Schulzes Vortrag.

Horst Schulze destillierte - am Karfreitag 2011 in der Coswiger Villa Teresa - mit Faust’scher Akribie just jene Szenen heraus, die ihm nach einem langen Berufsleben auf der Bühne wichtig sind - für uns. Das war nicht selbstgefällig oder rein ästhetisch ausgewählt. Das waren die Erfahrungen von zwei Leben: Goethes und Schulzes.

Denn natürlich weiss der Schauspieler Schulze, dass Goethes Faust mehr Lesedrama als Schauspiel ist, dass der Witz mehr im Text steckt als im Spiel, auch wenn Mephisto gelegentlich “eine unzüchtige Gebärde” macht, wie Theatermann Goethe vorschreibt.

Horst Schulze in der Börse
Foto: Börse Coswig
Theatermann Schulze ging zu Recht davon aus: “Wer zu mir kommt, dem muss man den Faust nicht groß erklären.” Und er wusste wohl auch, wer hier in die Villa Teresa kommt. Seinem Publikum lange vertraut, von Bühne, Bildschirm, Leinwand, Oper und Staatstheater Dresden - als Karl Liebknecht, Baron Instetten und Prof. Higgins muss er hier nicht mehr vorgestellt werden. Horst Schulze hat hier bei uns regelrechte Wurzeln. Als mit der Komödie Dresden das größte Privattheater Sachsens 1996 durch Jürgen Wölffer eröffnet wurde, war Horst Schulze selbstverständlich dabei. Und bei der Verabschiedung des vorigen “Generalintendanten” Schmidt von der Coswiger Börse an das Goethe-Theater Bad Lauchstädt stand der Mime Schulze mit unter den Dank sagenden - für ein reiches Kulturleben in Coswig - wozu die auf der Bühne genau so gehören, wie die im Saal.

Dass man den Rezitator gerade zum Osterfest verpflichten konnte, das den hoffnungslos gewordenen Dr. Faust “zurück ins Leben ruft” mit den Worten: “O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder, die Träne quillt, die Erde hat mich wieder.” - spricht für eine beiderseitig enge Verbundenheit zwischen Künstler und Publikum - und ist würdig und recht. Und das Publikum im restlos ausverkauften Saal dankte Horst Schulze sein Kommen und seinen Vortrag am Schluss mit stehendem Beifall - vier Tage vor seinem 90. Geburtstag am 26. April - zu dem wir ihm Gesundheit wünschen. Und alles Gute!

Mittwoch, 9. März 2011

Zwischen Jazz und „Mary Stuart“

"Die Lütte“ – Angelika Mann in der Villa Teresa
von Reinhard Heinrich
Die Lütte
An diesem 8. März kam vielerlei zusammen: Der 100. Internationale Frauentag, Fasching – und die Konzertlesung von Angelika Mann. Über die „Lütte“ (1,49m groß) muss man nicht viel sagen. Sie ist seit über 30 Jahren in Kinderzimmern zuhause mit dem noch heute erhältlichen und vielleicht unsterblichen „Traum-zauberbaum“. Theaterbesucher kennen sie aus der Komödie Dresden als Schneeflöckchen in „Baba Jaga“ oder anderswo als „Frosch“ in der „Fledermaus“. Als Reinhard Lakomy sie 1972 aus dem Background-Chor hervor holte an die Rampe, zum Solo, da versprach er dem Publikum etwas, das „die Lütte“ – so stellte er sie dem Saal damals tatsächlich vor – dann stets  gehalten hat: eine unglaubliche Stimme für Jazz .
Uwe Matschke
Und so war es für mich ein Höhepunkt des Abends, „I can’t give you anything but love“ zu hören, kräftig, einfühlsam und erstklassig intoniert, am Flügel virtuos begleitet – inklusive Solo – von Uwe Matschke. Und es war mehr als eine Reverenz an die Villa Teresa, dass die Künstler auf ggf. mitgebrachte Technik weitgehend verzichteten und gern den wohlgestimmten Flügel nutzten. Angelika Mann sang zwar ins Mikro, aber es war nie Lärm – es war immer Musik. Sie hätte es vermutlich auch ohne Mikro gekonnt. Und da sie Wort für Wort verständlich(!) singt, zahlt sich auch die Auswahl guter Texte aus. Überragend in dieser Hinsicht das Begrüßungslied „Was treibt mich nur“ (Text: Fred Gertz), in dem sie ihren Lebensweg von der Apotheke zum Rampenlicht mit Selbstironie und Witz vorstellt. Hier reimt der Texter „Bob Dylan“ auf „Pillen“ – und es passt einfach.
Ihre Rollen als Schauspielerin kommentierte sie selbstironisch mit „... gebt mir doch einmal nur die Mary Stuart!“ – ein Song – oder Chanson? – über ihre „unsichtbare“ Größe als Schauspielerin. Eindeutigen Chanson-Charakter hatten die abschließenden Titel des Abends. Die Sängerin bekannte, in den Spuren von Helen Vita zu wandeln und lieferte Beispiele ihres Könnens in astreiner Brett’l-Kultur. Tucholsky oder Kästner – raunte es anerkennend im Publikum. Eine reine Ulknudel war die Lütte sicherlich nie – doch Schubladen sind stabil. Gut, dass sie uns immer wieder überrascht. Ich selbst hätte (klassisches Vorurteil) den Krümel-Keks-Koch erwartet – sie aber sang von „Kutte“ und seiner unglücklichen Frau. Und als Zugabe schenkte sie uns noch so einen Hauch von Claire Waldoff – wenn ich nicht irre.
Der Saal war einigermaßen gut gefüllt, es gab noch ein paar freie Plätze. Und einige Frauen hatten die Eintrittskarte tatsächlich zum Frauentag geschenkt bekommen, eine schöne Geste. A propos Geste:
Ich weiß ja nicht, wie die historische Teresa Carreño einstmals als Gastgeberin gewesen ist. Aber die gegenwärtige „Dame des Hauses“, Frau Matthé von der Kulturbetriebsgesellschaft, begrüßte die Gäste mit einer hochwillkommenen Tasse Tee – Tribut an den „etwas unterheizten“ Saal – und vielleicht eine Vorschau auf die Teeverkostung im Japanischen Pavillon am 8. Mai, dem „Coswiger Kultur Sonntag“. Aber das ist wieder ein anderes Thema und steht im gesonderten Programm, das hier und da schon ausliegt.

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